
US-Theologe Faggioli: Papst Leo XIV. kein "Anti-Trump"
Deutliche Positionen, jedoch keine "Frontalopposition": Dies ist nach den Worten des US-Theologen Massimo Faggioli von Papst Leo XIV. im Blick auf seine Haltung zu US-Präsident Donald Trump zu erwarten. Ein "Anti-Trump" sei der Papst allerdings bei aller zu erwartenden Sachkritik an der US-Politik nicht, sagte Faggioli im Interview der "Furche" (Freitag). Eine besondere Herausforderung werde es für den Papst darstellen, die weiter auseinanderdriftenden Flügel der katholischen Kirche in den USA zusammenzuhalten. "Konservative und progressiv-liberale Katholiken leben zunehmend in zwei unterschiedlichen Universen mit verschiedenen Pfarren, Schulen, Gruppen etc. Das ist eine seltsame und ungesunde Situation." Zudem werde gerade der konservative Flügel "zunehmend stärker und militanter".
"Größere Sorgen" jedoch bereite dem Theologen das Agieren von Vizepräsident James David Vance und seines Netzwerkes. "Er agiert viel intelligenter und hat bereits die Zeit nach Trump im Auge", so Faggioli, der an der Universität Villanova katholische Theologie und Religionswissenschaft lehrt. Vance vereine nämliche traditionelle Sichtweisen und moderne Methoden und Ansätze der "Tech-Gurus des Silicon Valley"; und er "flirtet offen mit vielen der Ideen der Integralisten und Nationalisten, etwa der Forderung, dass nur Christen in die USA immigrieren sollen".
Im Hintergrund würden fragwürdige Interpretationen von Nächstenliebe etwa unter Bezugnahme auf die auf Augustinus zurückgehende "Ordo Amoris" (abgestufte Nächstenliebe) stehen. Gerade hier werde es Vance jedoch künftig schwerer haben mit dem neuen Papst, so Faggioli, "der als Augustiner hier natürlich eine sehr große Glaubwürdigkeit mitbringt" - und noch als Kardinal diese Interpretation von Vance auch in den Sozialen Medien zurückgewiesen hatte.
Die sich hinter dem Begriff "Integralismus" verbergende Auffassung eines Vorrangs einer geistlichen vor einer weltlichen Ordnung und eines damit verbundenen Verdrängens der liberalen Ordnung werde jedenfalls laut Faggioli nicht so rasch wieder verschwinden. Vertreten werde dies durch eine "neue Generation ultrakonservativer Denker", die er selbst unter seinen Studierenden ausmache. "Das wird auch nach Trump nicht verschwinden", so der Theologe.
Angesprochen auf die in Österreich in diesem Zusammenhang zuletzt diskutierte "Causa Waldstein" um den Heiligenkreuzer Pater und Moraltheologen Edmund Waldstein sagte Faggioli, dieser sei in der Szene in den USA als Integralist "durchaus bekannt" - er selber verfolge Waldsteins Aktivitäten sei rund zehn Jahren, "und man kann sagen, dass er auch in den USA zu einer der Stimmen der katholischen Rechten geworden ist".
(Hinweis: Am 5. Juni wird Faggioli an der Universität Innsbruck einen Vortrag zum Thema "Far-Right Catholicism and Trump" halten).
Quelle: kathpress