
Papst hat Blick auf die Schöpfung nachhaltig verändert
Die Würdigungen von Papst Franziskus reißen auch drei Tage nach seinem Tod nicht ab. So hat sich etwa die Plattform Religions For Future in einer Aussendung tief beeindruckt gezeigt und seinen Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung gewürdigt. "Papst Franziskus hat viele Menschen in ihrem Einsatz für Klimagerechtigkeit bestärkt und inspiriert - auch weit über die Grenzen der römisch-katholischen Kirche hinaus", so Rafael Haigermoser, Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreichs und Mitglied bei Religions For Future.
Die Umwelt-Enzyklika "Laudato si", erschienen im Jahr 2015, gelte mit ihrem ganzheitlich-ökologischen Ansatz als "bahnbrechend" innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Im Schreiben mahne Papst Franziskus deutlich eine Änderung der Lebens- und Wirtschaftsweise für Klima-, Natur- und Umweltschutz ein. Dabei habe er stets den Zusammenhang mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit betont, so Haigermoser.
Papst hat Schöpfungsethik verändert
Papst Franziskus habe die christliche Schöpfungsethik inhaltlich drastisch verändert, befindet der Linzer Ethiker Prof. Michael Rosenberger in der Kirchenzeitung der Diözese Linz. Sein Blick auf die Schöpfung sei nicht anthropozentrisch auf den Menschen verengt, sondern holistisch. "Franziskus sieht die Schöpfung als ein Lebensnetz und den Menschen als einen kleinen Teil darin", so Rosenberger unter Verweis auf Laudato si, wo es heißt: "Alles hängt mit allem zusammen." - Das entspreche traditionellen indigenen Spiritualitäten, die er vor allem in seinem Apostolischen Schreiben "Querida Amazonia" wertschätzt. Viele Bischofskonferenzen würden seither beginnen, diese Spiritualitäten in ihrer eigenen Weltregion wiederzuentdecken. "Für mich persönlich wird Franziskus daher ein wichtiger Weggefährte in meinem Engagement bleiben", so Rosenberger.
Frauenfrage bleibt offen
"In der Frauenfrage gab es nicht den erhofften Durchbruch, aber wegweisende Zeichen, wie z. B. die Ernennung einer Regierungschefin für den Vatikan", resümiert Gabriele Hofer-Stelzhammer, Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich in der Linzer Kirchenzeitung. Trotz Widerständen sei Papst Franziskus hoffnungsvoll geblieben, dass eine erneuerte Kirche möglich sei. "Sein Erbe ist eine Kirche, die den Dialog sucht und offen für Veränderungen bleibt", so Hofer-Stelzhammer.
Papst hat Caritas geprägt
Auch der oberösterreichische Caritasdirektor Franz Kehrer betont die bleibende Bedeutung des verstorbenen Papstes: "Sein Einsatz für die Armen, seine deutlichen Worte gegen soziale Ungleichheit und seine Vision einer Kirche, die den Menschen dient, bleiben unvergessen." Sein unermüdliches Engagement für Geflüchtete, Benachteiligte und die Bewahrung der Schöpfung habe die Weltkirche und die Caritas geprägt. "Sein Vermächtnis fordert uns auf, weiter Brücken zu bauen, Hoffnung zu schenken und mit offenen Herzen auf die Menschen zuzugehen - besonders auf jene, die am Rand der Gesellschaft stehen", so Kehrer.
"Er konnte gut zuhören"
Der Dienst von Papst Franziskus war evangeliumsgemäß und zeitgemäß, betonte der Linzer Altbischof Maximilian Aichern: "Er konnte gut zuhören. Ich habe das selbst in Gesprächen während der Sitzungen der italienischen Bischofskonferenz gemerkt, an denen ich viele Jahre lang als österreichischer Vertreter teilgenommen habe." Papst Franziskus habe Reformen angestoßen, die es nun weiterzuführen gelte. "Er wurde nicht nur in der katholischen Kirche und der Ökumene geschätzt, sondern von den Menschen dieser Welt, weil er sich für Gerechtigkeit, Frieden und Toleranz eingesetzt hat", so Aichern.
Quelle: kathpress